Ausgelacht zu werden - ein Fetisch?
Wer bitte schön lässt sich denn gerne auslachen, außer es handelt sich um Clowns, oder Comedian.
Im realen Leben ist auslachen etwas, was uns weh tut. Uns bloßstellt. Wer will das also? Der eine oder andere, hat sicher schon einmal diesbezüglich Erfahrungen gesammelt. Die Röte wahrgenommen die sein Gesicht überflutete. Die Augen die sich senkten, die Haltung die sich veränderte, das stille abwenden, wie gerne wäre man in diesem Augenblick in den Boden versunken. Ein Augenblick der Schmach. So etwas geht nicht spurlos an einen vorbei. Das bleibt haften. Das trägt man immer wieder mit sich rum. Man verdrängt aber vergisst es nicht. Und es kann jederzeit wieder passieren.
Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung, mich hat die erlebte Situation klein werden lassen, immer bin ich geduckt gegangen hatte Angst aufzufallen um dann wieder das Gelächter der anderen zu hören, die mich auslachen. Brigitte eine alte Schulfreundin, die mich vor 3 Jahren das erste Mal in Berlin besuchte, erzählte meinen Freundinnen von hier und jetzt, das ich mich zu Schulzeiten immer hinter ihr versteckt hatte, mir immer Plätze in der Klasse gesucht habe, wo ich so saß, das ich nicht zu sehen war. Meine Freundinnen von heute, können sich eine solche Haltung von mir kaum vorstellen. Ein Lehrer aus meiner Grundschule war diese Sache zu verdanken. Ich war in der 3. Klasse und er hatte mich etwas gefragt, ich hatte auch geantwortet, aber zu leise, wie er befand, also sollte ich es lauter sagen, auch das tat ich. Es war ihm immer noch nicht laut genug und so drehte er einen Zeichenbogen so zurecht, das dieser wie eine Flüstertüte war und fragte erneut. Ich wurde tiefrot, verkroch mich regelrecht auf meinem Stuhl, wollte unter den Tisch krabbeln, was er nicht zuließ, und erneut durch diese Flüstertüte fragte ...
Die ganze Klasse lachte. Viele der Mitschüler waren aus dem Dorf aus dem ich herkam und diese erzählten es dann zu Hause und so ging es reihum. Sie begannen schon zu lachen wenn sie mich sahen, oder rollten ebenfalls eine Flüstertüte und fragten dann. Leider bekam ich keine Hilfe meiner Eltern damals. Ich stand ganz allein. Ab diesem Moment habe ich in der Schule keine Fragen mehr beantwortet, aus Angst etwas falsches zu sagen und dann wieder ausgelacht zu werden. Ich hatte Angst davor, wenn es meinen Aufsatz mal wieder erwischte, den der Lehrer vorlesen wollte, ich hatte regelrechte Panikattacken wenn ich an die Tafel musste. Das hat sich meine ganze Schulzeit über hingezogen. Ich habe allerdings Brigitte oder anderen vorgesagt, was auch immer richtig war, nur ich selbst, konnte es nicht sagen. Ich habe mir damit so manche Note versaut. Seit ich auf der Line telefoniere hat sich das gegeben, ich bin schlagfertiger, gewandter geworden. Auch im Alltagsleben. In meinen früheren Jobs als Fachverkäuferin für Raumausstattung oder im Fliesenbereich eines Baustoffhandels habe ich mich durchgesetzt. Fachliches Wissen konnte man mir nie absprechen und ich konnte jenes auch verkaufsfördernd umsetzen. Was ich jedoch auch da nicht umsetzen konnte war, wenn ich eine Rede halten sollte auf einem Podium. Die Verlegenheit hatte mich im Griff, und die Röte tat ihr übriges. An sich wollte ich jetzt nicht soviel aus meinem Leben plaudern, aber es passt zum Thema. Und warum sollte ich, Leandrah, nicht auch Schwächen haben.
Ich gehe mal davon aus, das der eine oder andere ebenfalls eine Geschichte beisteuern kann. Eine Geschichte die ihm in dieser Form das Leben schwer machte, und auch noch macht.
Und so bin ich auch bei dem Telefonieren an den Fetisch: Auslachen gekommen.
Lorenz ist einer von ihnen, ich habe seine Geschichte schon unter meinen Anekdoten gehabt.© alle Rechte vorbehalten 16.3.2015
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